Die Bücher von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer sind mittlerweile Bestseller. Seit über zehn Jahren warnt der Deutsche Psychiater, Psychologe und Neurowissenschaftler vor den Folgen von masslosem Umgang mit digitalen Medien. Spätestens mit «Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen.» im Jahr 2012 stiess er damit bei einer breiten Öffentlichkeit auf Gehör. 2015 legte er mit «Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert.» nach und stellte zusätzliche aktuelle Forschungsergebnisse vor.
Am 6. Juni 2016 sprach Prof. Dr. Dr. Manfreds Spitzer an einem gemeinsamen Event von BrainDate und dem Kaufmännischen Verband Zürich. Gleich zu Beginn macht er klar: Als Mann der Wissenschaft arbeitet er jeden Tag mit dem Computer, besitzt selbstverständlich ein Smartphone und es geht ihm nicht, wie oft vorgeworfen, darum in die Steinzeit zurück zu kehren. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre sprächen jedoch eine klare Sprache. Wer den gesellschaftlichen Umgang mit digitalen Medien nicht ändern wolle, müsse eine klare Güterabwegung machen. Denn die Vorteile der digitalen Kommunikation erkaufen wir uns mit gesundheitlichen Folgeschäden.
Zum Beispiel Kurzsichtigkeit. Hier führt Spitzer Studien an, welche bei Veröffentlichung seines Buches noch nicht veröffentlicht waren und bringt die immer häufiger auftretende Kurzsichtigkeit mit dem krass zunehmenden Smartphone-Gebrauch von Kindern in mehreren Ländern in Verbindung.
Weitere Forschungsergebnisse beziehen sich beispielsweise darauf, dass in England die Leistung von Schulkindern nachliessen, seit Computer im Unterricht eingesetzt werden oder dass digitale Lernmedien weniger bilden als herkömmliche Bücher.
Spitzer lässt keinen Zweifel an seiner eigenen Haltung gegenüber den Forschungsergebnissen. In der Fragerunde nach dem Vortrag äussert er sich auch dazu, dass die Medienpädagogik im Lehrplan 21 eine grössere Rolle spielen wird. An Lehrerinnen und Lehrer im Saal gerichtet meint er, auch als Mediziner werde er zuweilen mit unethischen Forderungen konfrontiert. In diesen Fällen fühle er sich verpflichtet, Aufträge zurückzuweisen.
Denn sowie es kein Alkoholkompetenztraining im Kindergarten gebe, sei auch Medienpädagogik in diesem Alter Humbug. Und so schliesst er seinen Vortrag mit der Aufforderung an sein Publikum: «Erzählen Sie es weiter». Nur wenn viele davon wissen, werde sich irgendwann etwas daran ändern.